Hinweis

Für dieses multimediale Reportage-Format nutzen wir neben Texten und Fotos auch Audios und Videos. Daher sollten die Lautsprecher des Systems eingeschaltet sein.

Mit dem Mausrad oder den Pfeiltasten auf der Tastatur wird die jeweils nächste Kapitelseite aufgerufen.

Durch Wischen wird die jeweils nächste Kapitelseite aufgerufen.

Los geht's

Wie und warum wir träumen – ein Dossier von WMK-Studierenden

Logo https://wmk.pageflow.io/wie-und-warum-wir-traumen-ein-dossier-von-wmk-studierenden

Äußerlich ruht unser Körper, wenn wir schlafen  – und doch können wir in diesem Zustand Außergewöhliches erleben. Möglich machen das unsere Träume.




Zum Anfang
  • Warum schlafen und träumen wir eigentlich?
  • Welche Funktion haben Albträume?
  • Träumen auch Tiere?
  • Wie kann man luzides Träumen lernen?

Diese und andere Fragen beantworten Schlaf- und Traumforscher in diesem Dossier aus einer wissenschaftlichen Perspektive.

Zum Anfang

Im Durchschnitt verschläft jeder von uns ein gutes Drittel seines Lebens. Trotzdem wissen viele so gut wie nichts über den Schlaf.
Die täglichen acht Stunden Ohnmacht werden als gegeben hingenommen. Aber was genau ist Schlaf und wie funktioniert er?
Zum Anfang
Die Forschung zu den biologischen Grundlagen des Schlafens entwickelte sich mit dem Aufkommen des Elektroenzephalogramms (EEG) und der Entdeckung der REM-Schlafphase. In den Jahren um 1960 wurden die ersten Schlaflabore in Deutschland errichtet. Doch was sind heute die gängigen Forschungsmethoden?

Das Optimum der heutigen Schlafforschung ist die sogenannte Polysomnografie. Der Ausdruck setzt sich aus den lateinischen Begriffen für die Mehrzahl, den Schlaf und die Aufzeichnung zusammen. Dabei beschreibt der Ausdruck einen auf mehreren Ebenen bestehenden Versuch, den Schlaf zu überwachen. Die gängigsten Methoden sind dabei:

  • das Elektroenzephalogramm (EEG), das die Aktivität der Hirnströme über am Schädel angebrachte Elektroden misst
  • die Elektrokolografie (EOG), die die REM-Schlafphase überwacht, also die Stufe des Traums, in der sich die Augen rapide bewegen. Dabei verfolgt sie die Augenbewegungen des Probanden
  • das Elektromyogramm (EMG), das die Aufgabe hat, die Muskelaktivität während des Schlafes zu erfassen.
Die Polysomnografie als Methode zur Erforschung des Schlafes ist in der modernen Schlafforschung zur gängigen Messmethode geworden. Durch die mehrfache Untersuchung des Schlafes ergibt sich ein besseres Verständnis für den Vorgang.


 
Zum Anfang
Schlaf ist ein Zustand, der allen Menschen gemein ist. Doch was ist er und wozu brauchen wir ihn?

Forscher sind sich bei dieser Frage bisher noch uneins. Verschiedene Theorien und Ansätze geben unterschiedliche Vorstellungen von dem wieder, was man unter Schlaf versteht.

Einigkeit herrscht ausschließlich darüber, dass Schlaf ein leicht zu widerrufender Prozess ist, der das Handlungsvermögen der betroffenen Person und deren Interaktion mit der Umwelt einschränkt.
Zum Anfang
Er wird darüber hinaus von der Fachliteratur, wie dem Buch "Neurowissenschaften – ein grundlegendes Lehrbuch für Biologie, Medizin und Psychologie" von Mark Bear, Barry Conners und Michael Paradiso, als eines von vielen rhythmisch wiederkehrenden Systemen des Gehirns gewertet.

Diese teilen sich in die schnellen Rhythmen wie den Atemzyklus und den Schlafrhythmus, aber auch in länger andauernde Rhythmen auf.

Diese Strukturen sind das Ergebnis einer Verhaltensanpassung an die Zyklen der Umwelt. So könnte der Schlaf eine Anpassung an den Wechsel von Tag und Nacht sein. Bei einigen dieser rhythmischen Anpassungen scheint die Funktion offensichtlich, bei anderen wie der des Schlafes bleiben die Gründe für die Anpassung immer noch ungeklärt.
Zum Anfang
Das Gehirn ist Antrieb und Motor des Schlafes und dessen wiederkehrenden Auftretens. Sogenannte höhere Hirnregionen verantworten die tägliche Steuerung des Schlafvorgangs. Insbesondere die Großhirnrinde übernimmt eine leitende Funktion bei sich täglich wiederholenden, sogenannten cardianen Rhythmen.

Fachbücher verweisen darauf, dass die taktgebenden Elemente des Gehirns durch einen bestimmten Reiz animiert werden. Sie werden über das Lichtempfinden des Auges stimuliert, wobei der Rhythmus sich natürlicherweise an der Sonne orientiert.

Auch der Schlafrhythmus unterliegt als täglicher Zyklus den Taktgebern des Gehirns und deren Stimulation durch die gegebenen Lichtverhältnisse, wie der Neurologe Mark Bear in seinem Buch aufzeigt.  
Zum Anfang
0:00
/
0:00
Was passiert während des Schlafens mit uns und welche wichtigen Funktionen erfüllt der Schlaf, die seine Nachteile rechtfertigen?

Der Schlaf- und Traumforscher Martin Dresler leitet das "Donders Sleep and Memory Lab" an der niederländischen Radbound-Universität in Nimwegen. Er liefert einen kurzen Überblick.

Audio öffnen

Zum Anfang
Schlaf wurde lange Zeit als passiver Vorgang gewertet. Bis in die 1940er Jahre hinein ging die Wissenschaft von einem Reizentzugsmodell aus. Dieses wurde von der Vorstellung geprägt, dass Schlaf durch den Entzug sensorischer Reize entstünde.

Ein Ausfallen der Sinneswahrnehmung würde den wissenschaftlichen Ergebnissen nach jedoch ein anderes Bild zeigen. Wenn die nervliche Reizleitung zum Gehirn bei Tieren oder Menschen blockiert wird, bleibt der Schlaf-Wach-Rhythmus erhalten. So entwickelte sich die Theorie eines aktiven Schlafes.

Hierbei spielen viele verschiedene Hirnregionen mit hoher Aktivität zusammen. Grundlegend werden diese durch diffuse modulatorische Systeme, also durch Nervenzellen mit weitverzweigten, netzartigen Fortsätzen, reguliert. Sie justieren zum Beispiel die Regionen des Hirnstammes, des Thalamus und der Großhirnrinde.
Zum Anfang
Das andauernde Kommen und Gehen des Schlafes als Vorgang ist hoch komplex und grundsätzlich noch nicht vollständig erschlossen. Dennoch lassen sich die Grundlagen des Schlafes erläutern. Bears Buch der Neurowissenschaften verweist auf vier grundlegende Ausgangspunkte.

Die bedeutendsten, regulierenden Einheiten des Schlafens und des Wachens sind die Nervenzellen des weitläufigen Neuronennetzwerkes, des Formatio reticularis. Dieses teilt sich in mehrere Systeme auf, welche in der Neurowissenschaft zu den diffusen modulatorischen Systemen gezählt werden. Bei ihnen handelt es sich um weitläufige Nervennetze, die auf verschiedene Botenstoffe reagieren.

Die für den Schlaf wichtigsten Nervennetze reagieren entweder auf Noradrenalin oder auf Serotonin. Die niedrigsten Aktivitäten zeigen die Nervenzellen beider Komplexe während des Schlafes. Es besteht also ein fester Zusammenhang zwischen der Aktivität der Nervenzellen beider Systeme und der Regulation der Ruhephase.
Unterstützend regulieren auch die Nervenzellen des Hirnstammes den Schlafzyklus. Sie verwenden ebenfalls die Botenstoffe Noradrenalin und Serotonin. Bei hoher Aktivität fördern diese den Wachzustand, bei niederer Betriebsamkeit begünstigen sie den Schlaf. Andere Nervenzellen des Hirnstammes reagieren auf den Botenstoffe Acetylcholin. Einige dieser Nervenzellen sind während des Wachzustands aktiv, andere regen die REM-Schlafphase an.

 



Zum Anfang
Die diffusen modulatorischen Systeme steuern darüber hinaus den Zustrom von Sinneseindrücken zur Großhirnrinde. Über die Vorgabe langsamer, schlafbezogener Rhythmen durch die Systeme blockiert der Thalamus, der größte Teil des Zwischenhirnes, die Reizleitung zur Großhirnrinde. Diese Blockade verhindert das Wahrnehmen der Umwelt während des Schlafes.

Zusätzlich zur unterbundenen Sinneswahrnehmung wird während des Schlafes auch die Bewegung gehemmt. Über die sogenannten absteigenden diffusen modulatorische Systeme, also solche Systeme, die einen Reiz vom Gehirn in den Körper transportieren, werden die als Motoneuronen bezeichneten Nervenzellen blockiert. Diese sind maßgeblich an Bewegungen beteiligt. Durch das Unterbinden ihrer Funktion entsteht eine Ganzkörperlähmung während des Schlafes.

Diese Grundlagen bilden durch ihr Zusammenspiel einen komplexen, aktiven Prozess, den es noch heute in seiner ganzen Komplexität zu erfassen gilt.
Zum Anfang
Der Übergang zwischen den Zuständen des Schlafens und Wachens ist heute noch ein viel diskutiertes Thema in der Wissenschaft. Es lässt sich kein fester Übergangspunkt innerhalb des Vorganges ausmachen.

Bekannt ist einzig, dass das Einschlafen durch eine mehrere Minuten andauernde Veränderung in der biochemischen Arbeitsweise des Gehirns gekennzeichnet ist. Bei dieser handelt es sich um die abfallende Aktivität der meisten modulierenden Neuronen des Hirnstammes und des Foramtio reticularis.

Die Umstellung der neuronalen Aktivität gipfelt dann im Schlaf, genauer in der Non-Rem-Schlafphase.
Zum Anfang

Die Augen werden schwer, die Muskeln entspannen sich. Wie eine Welle packt uns der Schlaf und wir sind weg.

Doch was genau passiert in uns, während wir uns in diesem seltsamen Zustand befinden?
Zum Anfang
In dieser Zeit läuft ein Zyklus aus vier Stufen wiederholt ab. Ein kompletter Schlafzyklus dauert im Schnitt 90-110 Minuten und wiederholt sich drei- bis fünfmal.

Dieser Zyklus wird in nREM- und REM-Phasen unterteilt.

nREM steht für „non-rapid-eye-movement“ (keine schnelle Augenbewegung); REM für „rapid-eye-movement“ (schnelle Augenbewegung).

Zum Anfang
Bei der ersten Phase handelt es sich um die „Einschlafphase“ (auch N1 genannt), also die Phase, in der unser Körper zur Ruhe kommt. Die Muskeln entspannen sich, die Atmung wird gleichmäßiger und der Puls passt sich an. Die Augenbewegung verlangsamt sich. Das Gehirn reagiert nicht mehr auf äußere Reizeinflüsse. Der Schlaf ist noch instabil und es kann zu kurzen Aufweckmomenten kommen.

Die zweite Phase ist die „Leichtschlafphase“ (oder auch N2). Herzschlag, Atmung und Augenbewegung nehmen rasch ab. Dies kann zu Muskelzuckungen führen.

In der dritten Phase, N3, dem „Tiefschlaf“ auch "slow wave sleep" (SWS) genannt, beginnt die tatsächliche Regeneration und Erholung des Körpers. Merkmale sind niedriger Blutdruck, verlangsamter Herzschlag sowie niedrige Körpertemperatur. Augen und Muskeln sind weiterhin ruhig. Es ist schwierig, eine Person in dieser Phase des Schlafs zu wecken.
Zum Anfang
In der vierten Phase beginnt der REM-Schlaf (auch REM-Phase). Was diese Phase von den anderen abgrenzt, ist das schnelle und ziellose Bewegen der Augen, die Steigerung der Herz- und Atemfrequenz, des Blutdrucks, der Hirndurchblutung und der Magen-Darm-Aktivität. Erschlaffte Muskeln können aufzucken.

Die REM-Phase dient vermutlich der Konsolidierung von Gedächtnisinhalten und der Entwicklung des Gehirns. Die fiktionale Stimulation während eines Traums baut im Gehirn Verbindungen auf.
Zum Anfang
Stundenlang rastlos im Bett hin und her gerollt...
... keine Position ist gemütlich...
... zu viele wirre Gedanken im Kopf...
... Stress, Angst, Reue, Wut, Druck...
... und schon ist es wieder fünf Uhr morgens.

All diese Reize können beim Einschlafen zum Hindernis werden. Eine Studie der „DAK-Gesundheit“ weist sogar darauf hin, dass Stress und die daraus entstehende Hyperaktivität bei 80 Prozent der Berufstätigen zwischen 35 und 65 Jahren ein Faktor für schlechten Schlaf ist. Neben Stress kann seelische Belastung ebenfalls einen großen Einfluss auf unsere Fähigkeit, Ruhe zu finden, nehmen.

Auch das Zubettgehen zu einem für den zirkadianen Rhythmus falschen Zeitpunkt, also wenn der Körper noch zu aktiv ist, beispielsweise bei Jetlag, kann einen Einfluss auf die Qualität unserer Einschlafphase haben.

Neben psychologischem Unwohl beeinflussen gewisse Krankheiten, manchmal unbemerkt, unseren Schlaf. Hier sind Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankung, Lungenprobleme, Schlafapnoe und idiomatische Insomnia (Schlaflosigkeit ohne nachweislichen Grund) die häufigsten Vertreter. Sie können je nach Alter und Gesundheitszustand harmlos oder auch tödlich sein.
Zum Anfang
Häufige, meist harmlose schlafassoziierte Störungen sind beispielsweise Schnarchen, Zähneknirschen, Schlafparalyse, Sprechen im Schlaf, Bettnässen und Schlafwandel oder Unruhige Beine (RLS).

Diese Störungen erfolgen in unterschiedlichen Schlafphasen.
Zum Anfang
Bei OSAS handelt es sich um eine Entspannung der Muskulatur um die oberen Atemwege während des Schlafs. Dadurch wird das Einatmen beeinträchtigt.

Die betroffene Person kann bis zu zehn Sekunden (oder länger) nicht mehr atmen. Dies kann zur Folge haben, dass der Sauerstoffgehalt des Bluts stark sinkt (Hypoxämie).

Gewebe und Gehirn erleiden demzufolge eine Mangelversorgung und einen erhöhten CO2-Spiegel. Durch das Ungleichgewicht kommt es zu einer Weckreaktion, wodurch die Atmung wieder ermöglicht wird.

Es sind fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung betroffen.
Zum Anfang
Hierbei handelt es sich um das unkontrollierte Verlangen, die Beine nachts zu bewegen. Betroffene sprechen oft von einem „unangenehmen Empfinden“ oder Positionen, welche den Drang zur Bewegung verstärken.

Dies kann auf Dauer zu einer Verschlechterung der Schlafqualität führen.

Es gibt noch keine bekannte Ursache für RLS, allerdings wird vermutet, dass ein Ungleichgewicht des Dopaminhaushaltes einen Einfluss haben kann. Das liegt daran, dass durch Dopamin die Muskelbewegung/-zuckung stimuliert wird.
Zum Anfang

Die biologische Funktion von Träumen

Während wir schlafen, können wir die wildesten Abenteur erleben, ohne unser Bett zu verlassen: Wir träumen.

Aber wieso tut unser Körper das, was er tut, wenn wir träumen? Hat das eine biologische Funktion? So genau weiß das niemand, auch nicht die Wissenschaft. Seit Jahrzehnten fragen sich Forscher – und nicht nur sie –, ob das Träumen überhaupt eine Funktion hat und wenn ja, welche. Erklärungsansätze und Theorien gibt es verschiedene...
Zum Anfang
1977 an der Harvard Universität: Die Schlafforscher John Allan Hobson und Robert McCarly veröffentlichen die "Aktivierungs-Synthese-Hypothese". Diese bahnbrechende Theorie war das lange unter Neurowissenschaftlern verbreitete Forschungsparadigma und bot eine Erklärung für die Entstehung von Träumen.
 
Nach Hobson und McCarly erzeugen Zellen im Hirnstamm während des REM-Schlafs zufällige Sequenzen von Erregungen, die in höhere Hirnzentren aufsteigen. Dort versucht die Großhirnrinde, einen Sinn aus diesen Stimulationen herzustellen. Das Ergebnis dieser Interpretation soll das sein, was wir subjektiv als Träume erleben.

Damit sprachen die Forscher dem Träumen jegliche Funktion ab und ordneten es als sogenanntes Epiphänomen ein, eine einfache Begleiterscheinung, die selbst keine weitere Funktion besitzt. Diese Theorie passte gut zu den damaligen physiologischen Daten und zu der Tatsache, dass in Traumberichten oft bizarre und zusammenhanglose Traumerfahrungen geschildert werden, die für die Zufälligkeit der Erregungen sprechen würde. Die Theorie von Hobson und McCarly war lange etabliert und damit auch die Betrachtung von Träumen als funktionslos. 

Zum Anfang
Mittlerweile sind sich jedoch viele Forscher:innen einig, dass diese Theorie, die dem Träumen jegliche Funktion abspricht, nicht mehr haltbar ist. Gründe dafür sind neue Erkentnisse, die sich nicht in Einklang mit Hobsons und McCarlys Hypothese bringen lassen:

Wir können nämlich nicht nur im REM-Schlaf träumen, sondern auch in den nREM-Phasen, auch wenn unsere Träume während des REM-Schlafs typischerweise deutlich belebter sind als die im nREM-Schlaf. Hinzu kommt, dass detailierte Analysen von Traumberichten durchaus auch zusammenhängende Handlungen in Träumen finden können. Das widerspricht der Zufälligkeit der Nervenerregungen, die nach dieser Theorie die Traumbilder erzeugen soll.

Somit gehen einige Forscher heute davon aus, dass das Träumen einen biologischen Zweck erfüllt und betrachten andere Hypothesen bezüglich der Funktion von Träumen als wahrscheinlicher.
Zum Anfang
0:00
/
0:00
Was Dresler sagt:
  • Womöglich dienen Träume dem Ausprobieren und Eintrainieren von neuen Verhaltensweisen in einer Art Simulation des Wachlebens.
  • Insbesondere Reaktionen auf Gefahren können ausprobiert werden, denn von der virtuellen Umgebung im Traum geht im Gegensatz zum Wachleben keine reale Gefahr aus.

Audio öffnen

Zum Anfang
0:00
/
0:00
Dresler sagt:
  • Für den Menschen als soziales Wesen war gerade zu früheren Zeitpunkten in der Evolution auch der richtige Umgang mit den Mitmenschen überlebenswichtig. Auch hierbei könnten Träume als simulierte Umgebungen das Ausprobieren von sozialen Umgangsweisen ermöglichen.
  • Zwar lässt sich die Simulations-Theorie nur schwer überprüfen, dennoch liegen vereinzelt wissenschaftliche Belege vor, die sie stützen könnten. Die Überlegungen der Theorie spiegeln sich auch in unseren Trauminhalten wider. 

Audio öffnen

Zum Anfang
Die "Bedrohungs-Simulation-Theorie" liefert also eine Erklärung, warum das Träumen evolutionär bis heute erhalten geblieben ist: Durch das Trainieren des Umgangs mit Gefahren erhöhen sich die Überlebenschancen. Im Falle des Urmenschen war für das Überleben auch das Einüben sozialer Fertigkeiten wichtig, um nicht von der Gruppe ausgestoßen zu werden.

Um zu überleben, müssen auch Tiere mit ihrer Umwelt und inbesondere den darin lauerenden Gefahren umgehen. Können Tiere also auch träumen?

Eine Voraussetzung für das Träumen ist zunächst mal der Schlaf, den alle Säugetiere, Vögel und Reptilien aufweisen. REM-Schlafphasen durchlaufen aber nur Säugetiere und Vögel, wobei der REM-Schlaf bei Vögeln nur ein Prozent des Schlafes ausmacht, bei Säugetieren sind es ungefähr 25 Prozent.

Aber heißt das auch, dass diese Tiere träumen können? "Tiere kann man natürlich sehr viel schlechter als Menschen fragen, ob sie träumen, aber es gibt tatsächlich reichlich Hinweise, die in diese Richtung deuten", sagt der Schlaf- und Traumforscher Martin Dresler. Ein sehr berühmtes Experiment führte der französischen Schlafforscher Michel Jouvet in den 1960er Jahren durch. Jouvet verhinderte bei Katzen die Lähmung der Muskulatur, die normalerweise während des REM-Schlafs einsetzt. Sobald die Katzen sich in den REM-Schlafphasen befanden, sind sie aufgesprungen, durch ihren Käfig gelaufen und haben augenscheinlich nach Mäusen geschlagen, die gar nicht existent waren.

"Es ist wirklich sehr schwer, das nicht so zu interpretieren, dass die Katzen in diesen Momenten ihre Träume ausgelebt haben", folgert Martin Dresler aus dem Experiment. Und auch Tierbesitzer können häufig beobachten, wie ihr Hund oder ihre Katze im Schlaf zuckt und vielleicht sogar Laute von sich gibt. Vermutlich erlebt also nicht nur der Mensch Träume.
Zum Anfang
Eine weitere Theorie, die sogenannte "Reinigungshypothese", erklärt Träume als Mechanismus, um Informationen zu löschen. Im Wachleben ist unser Gehirn permanent Reizen ausgesetzt und nimmt ständig neue Informationen auf. Träume sollen dieser Theorie nach eine Überlastung des Gehirns verhindern und unwichtige Informationen aussortieren.

Empirische Beweise für diese Hypothese gibt es jedoch nicht. Sicherlich liegt das auch daran, dass sich Träume nicht so einfach erforschen lassen.




Zum Anfang
0:00
/
0:00
Neben Traumberichten gibt es weitere Methoden, mit denen die Traumforschung derzeit arbeitet. Welche das sind und welche Vorteile sie haben, erklärt der Schlaf- und Traumforscher Martin Dresler:
  • Um den Zeitpunkt eines Traums festzustellen, können Schlafende vielfach in der Nacht geweckt werden, um von ihren Träumen zu berichten. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wurde der Traum kurz vor dem Aufwecken geträumt.
  • Wenn mit Menschen gearbeitet wird, die das Klarträumen beherrschen, können vor dem Schlafen Signale vereinbart werden, die aus gezielten Bewegungen mit den Augen bestehen. Führt die schlafende Person diese Bewegungsmuster mit den Augen aus, können die Forscher:innen das erfassen und davon ausgehen, dass nun geträumt wird.

Audio öffnen

Zum Anfang
0:00
/
0:00

Traumforscher Martin Dresler fasst zusammen:
  • Die Traumforschung hat ihre Hürden, vor allem durch die starke subjekte Komponente von Träumen. Diese Hindernisse sind aber nicht unüberwindbar.
  • Auch in anderen wissenschaftlichen Fachbereichen wird es immer unbeantwortete Detailfragen geben.

Audio öffnen

Zum Anfang

Louisa erwacht schweißgebadet, ihr Puls schlägt bis zum Hals. Angst und Trauer vermischen sich zu einem Gefühl der Beklemmung und Scham. Louisa leidet unter intensiven und wiederkehrenden Albträumen. So sehr, dass sie das Zubettgehen am Abend möglichst lange hinauszögert.

Mehrmals pro Woche reißen die Bilder sie unsanft aus dem Schlaf. Es handelt sich immer wieder um die gleiche Situation: Sie steht unterschiedlichen Monstern gegenüber, muss sich selbst, ihre Familie oder ihre Freunde verteidigen. Meist trägt sie keine Waffe. Der Gegner ist nahezu unbezwingbar. Und dann schreckt sie mit pochendem Herzen auf.

Louisa und ihre Geschichte sind fiktiv, trotzdem sind diese oder ähnliche Situationen den meisten Menschen bekannt. Aber woher kommen Albträume eigentlich? Haben sie eine Funktion? Und wie können Betroffene sie wieder loswerden?
Zum Anfang
Im europäischen Mittelalter gab es den Glauben, ein Albtraum entstehe dadurch, dass sich Naturgeister, sogenannte Nachtalbe, auf den Brustkorb der Betroffenen setzen und ihnen somit die Luft abdrücken.

Die nordamerikanischen Ojibwe hatten die Idee, Albträume mithilfe von Traumfängern aufzufangen. Dieser Begriff bezeichnet im Wesentlichen ein mithilfe eines Weidereifen gespanntes Netz, an dem zumeist Feder- und Perlenschmuckteile angebracht sind. Durch die Netze sollten nur positive Träume gelangen und den Urweinwohnern so einen erholsamen Schlaf sichern.

Albträume sind also keine neumodische Erscheinung, sondern etwas vollkommen Natürliches. Und auch den Wunsch, sie zu vermeiden, gibt es schon lange.
Zum Anfang
Die International Classification of Sleep Disorders der American Academy of Sleep Medicine unterscheidet zwischen:

  • Unangenehmen Träumen (dysphorische Träume)
  • Schlechten Träumen (ohne Aufwachen)
  • (Idiopathischen) Albträumen (mit Aufwachen)
  • Posstraumatischen Albträumen und Flashbacks

Außerdem gibt es den sogenannten pavor nocturnus oder Nachtschreck. Dieser Begriff bezeichnet das Aufschrecken aus dem Schlaf unter starken, negativen Emotionen, an deren Ursache sich Betroffene nicht erinnern können – vermutlich, weil der verantwortliche Albtraum im Moment des Erwachens vergessen wird.

Neben der Unterteilung in unterschiedliche Sorten von negativen Träumen gibt es besonders häufig vorkommende Albtraummotive, die fast jeder Mensch so oder so ähnlich schon einmal erlebt hat. Beispielsweise, dass Träumende und nahestehende Personen getötet, verfolgt oder angegriffen werden oder die Themen Versagen, Verlust und das Fallen. Häufig haben Albträume etwas mit der derzeitigen Lebenssituation des Träumenden zu tun. Auch am Tag Erlebtes oder erlebte Traumata tauchen häufig auf.
Zum Anfang
Zum Anfang
„Man kann sich den Albtraum wie einen Horrorfilm vorstellen. Und in diesem Horrorfilm ist man selbst die Protagonistin oder der Protagonist und muss in der Regel viele Dinge erleiden. In der Therapiesitzung wechselt man im Wachzustand die Position.“ Laut Thünker sind die Betroffenen dann nicht mehr die Personen, die den Albtraum erleiden, sondern schlüpfen in die Rolle der Regisseur:innen und verändern so den Traum.

„Der Albtraum wird während der Therapie möglichst genau besprochen und dabei werden die Elemente, die den Traum zum Albtraum machen, ermittelt“, erklärt Thünker. Wichtig seien aber auch diejenigen Bruchteile des Traums, die in der neuen Traumversion beibehalten werden müssten, damit es noch einen Zusammenhang zwischen dem neuen und dem alten Geschehen gebe. „Die Alternativen zum bisherigen Traum werden im Prozess beratschlagt, und dabei entsteht ein neues Traumskript. Und wenn man dieses Traumskript zusammen hat, dann geht es an die Imagination. Dann stellt man sich vor dem inneren Auge den neuen Traum vor, idealerweise mit geschlossenen Augen“, beschreibt die Albtraumtherapeutin weiter.

Um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass das alternative Traumskript anstelle des Albtraums geträumt wird, werde die Vorstellungsübung über einen Zeitraum von zwei bis vier Wochen vor dem Einschlafen wiederholt.

Laut Thünker weisen mehrere Studien darauf hin, dass die IRT eine sehr hohe Erfolgsquote erfüllt – bei idiopathischen sowie posttraumatischen Albträumen. Trotzdem gebe es Fälle, in denen die Therapie nicht anschlägt. „Eine Möglichkeit wäre, dass der Albtraum eine Funktion hat“, erklärt sie. Das könne beispielsweise der Fall sein, wenn Träume von verstorbenen Personen handeln und die Träumenden sich damit schwertun, diese loszulassen.

„Ich erinnere mich auch an eine Patientin, bei der es damals nicht funktioniert hat, weil sie sehr unterschiedliche Träume hatte.“ In diesem Fall müsse die IRT für jedes einzelne Traumthema durchgeführt werden, um einen Erfolg zu erzielen. Außerdem gebe es bisher keine Befunde für Fälle, in denen die Patienten unter psychiatrischen Störungen litten.

Betroffenen, die den Wunsch haben, weniger Albträume zu erleiden, empfiehlt Thünker, sich an einen Verhaltenstherapeuten oder eine Verhaltenstherapeutin zu wenden und von dem Therapieansatz zu berichten, falls sie den Therapeut:innen unbekannt ist. Meistens seien diese dafür offen, sich in das Thema einzuarbeiten.

Fotograf: Thomas Rosenthal
Zum Anfang
Neben dem verhaltenstherapeutischen Ansatz der Imagery Rehearsal Therapy gibt es auch andere Techniken, um Albträume in den Griff zu bekommen.

Menschen, die das luzide Träumen beherrschen, können das Traumgeschehen kontrollieren und sich so aus der Situation der Machtlosigkeit befreien.

Aber auch Hypnose kann helfen...
Zum Anfang
Unsere fiktive Protagonistin Louisa Müller hat heute schon wieder Angst davor, ins Bett zu gehen. Um sich etwas abzulenken, öffnet sie die YouTube-App. Dort wird ihr eine Einschlafhypnose empfohlen. Erst skeptisch, aber dann doch neugierig klickt sie auf das Video.

Louisa legt sich hin und schließt die Augen. Die sanfte Stimme leitet sie an, gleichmäßig zu atmen. Nach einer Weile ist Louisa in einer Trance, danach gleitet sie langsam in einen ruhigen Schlaf.

Auch wenn Louisa Müller nicht existiert, so steht sie doch sinnbildlich für all die Menschen, die Probleme beim Einschlafen haben. Wie kann Hypnose dabei helfen?
Zum Anfang
Die Hypnose hat eine lange Tradition in diversen Kulturen und Religionen. Ins Zentrum der Wissenschaft gerät sie aber erst richtig, als Sigmund Freud sich Ende des 19. Jahrhunderts für die therapeutische Nutzung der Hypnose interessierte.

Nach einigen Jahren der hypnotischen Behandlungen suchte Freud nach einer alternativen Methode und widmete sich der Traumdeutung.
Zum Anfang
Bei der Hypnose wird man in die sogenannte Trance versetzt. Guido Ludwigs, ein Hypnose- und Meditationscoach, beschreibt die Trance als Zurücktreten des Bewussten und Hervortreten des Unterbewussten. Ludwigs versucht mit seinen YouTube-Videos, Menschen in die Trance zu leiten.

Der Zustand der Trance spielt nicht nur in der Hypnose eine wichtige Rolle. Auch beim Meditieren oder Klarträumen gelangt man in eine Trance.

Die Wege, wie man in eine Trance gelangt, sind jedoch unterschiedlich. Bei der Hypnose kann das durch Suggestionen geschehen. Suggestionen sind Impulse, die einen Menschen auf einer geistigen und seelischen Ebene beeinflussen sollen. Dadurch soll ein bestimmtes Verhalten eines Menschen hervorgerufen oder schlechte Angewohnheiten losgelassen werden. So schaffen es beispielsweise viele Menschen, sich das Rauchen abzugewöhnen.
Zum Anfang
Auch wenn Hypnose vom griechischen Wort „Hypnos“ kommt (was Schlaf bedeutet), so unterscheidet sich die Hypnose vom Träumen deutlich. Das Gehirn sendet bei der Hypnose Alpha-Wellen aus und beim Schlafen langwellige Delta- und Theta-Wellen.

Alpha-Wellen sendet das Gehirn aus, wenn man sehr entspannt ist. Delta-Wellen werden beim Schlafen und Theta-Wellen beim Tiefschlaf ausgesendet. Bei der Hypnose ist also der Bewusstseinszustand anders als beim Schlafen, aber die Trance bei der Hypnose ähnelt der Entspannungsphase vor dem Einschlafen.
Zum Anfang
Die Hypnose kann nicht nur Louisas Angst vor Albträumen lindern, sondern auch Areale des Gehirns durch bestimmte Suggestionen ausschalten. So kann das Zentrum für Schmerzempfinden im Gehirn für eine bestimmte Zeit ausgeschaltet werden.

Dadurch rückt die Hypnose immer mehr in das Blickfeld von Narkosemedizinern. Bei Operationen oder anderen medizinischen Eingriffen kann eine Hypnose angewendet werden, falls Patient:innen unter der Narkose leiden könnten. Gerade bei älteren Menschen kann das von Vorteil sein. Damit kann die Hypnose eine echte Alternative zu konventionellen Methoden darstellen.


Zum Anfang

Luzides Träumen

„Luzides Träumen, im Deutschen auch als Klarträumen bezeichnet, sind Träume, in denen man während des Traums weiß, dass man träumt. “  

– Michael Schredl, wissenschaftlicher Leiter des Schlaflabors am Zentralinstitut für seelische Gesundheit in Mannheim
Zum Anfang
Zum Anfang

Daniel Wünsch

0:00
/
0:00
Daniel Wünsch ist ein erfahrener Klarträumer. Der Berliner hat vor wenigen Jahren ein Unternehmen gegründet und seine Leidenschaft zum Beruf gemacht, indem er als Coach anderen Menschen das luzide Träumen beibringt. 

Er erinnert sich, dass er schon als Kind hin und wieder in seinen Träumen wusste, dass er träumt – sein Interesse an dem Thema entwickelte sich dennoch erst mit Anfang 30. Schließlich war ein Buch über das Klarträumen der Auslöser für seinen ersten Klartraum seit langer Zeit: 

Wünsch sagt:
  • Viele Menschen haben Klarträume, aber wissen es  wegen ihrer schlechten Traumerinnerung nicht.
  • Seine Erfahrungen während seines ersten Klartraums: von einer Polizeikontrolle bis zum Fliegen.







Audio öffnen

Zum Anfang
0:00
/
0:00
„Träum was Schönes.“ „Danke, aber ich träum doch nie...“ – jeder hat wahrscheinlich schon mal eine ähnliche Unterhaltung geführt.

Dennoch behauptet Stephan Hau, Professor am Institut für Psychologie der Universität Stockholm, dass jeder Mensch jede Nacht träumt. Jedoch können sich viele am nächsten Morgen nicht mehr daran erinnern.

Daniel Wünsch vertritt bezogen auf die luziden Träume eine ähnliche Haltung: Er ist sogar der Meinung, dass bereits jeder Mensch einen Klartraum hatte, da es sich dabei um eine angeborene Fähigkeit handelt, die mangels Fokus oder schlechter Traumerinnerung in den Hintergrund rückt und in Vergessenheit gerät. 
  

Wünsch sagt:
  • Durch den Alltagstrott verlieren die Menschen die Fähigkeit, sich an ihre Träume zu erinnern.
  • Das Thema Schlaf wird unterschätzt.
  • Sein Fazit: "Fokus ist die Währung des 21. Jahrhunderts."



Audio öffnen

Zum Anfang
0:00
/
0:00
In seinen Klarträumen macht Daniel Wünsch die Nacht zum Tag, zumindest für zehn Minuten, denn länger dauern luzide Träume in der Regel nicht.

Er erzählt, dass er die luziden Träume nutzt, um sich persönlich weiterzuentwickeln. Da er ein sehr schnelles Sprechtempo hat, stellt er sich im Traum eine Bühne mit vielen Zuschauer:innen vor und übt mit verschiedenen Vorträgen, langsamer zu sprechen.

Auch seinen Albtraum konnte er mithilfe eines luziden Traums auflösen. Hauptsächlich nutzt Wünsch die Klarträume aber zum Spaß. Häufig ist er schon geflogen, hat Gespräche auf Norwegisch geführt oder seine größten Idole getroffen.


Wünsch sagt:
  • Im Klartraum hat er seine zwei Basketball-Idole getroffen.
  • Im Klartraum ist kein Unterschied zur Wachwelt spürbar.  


Audio öffnen

Zum Anfang

Lucas Krieg

Auf Kommando einen Klartraum in der folgenden Nacht zu haben, das können nur sehr wenige – einer von ihnen ist Lucas Krieg. Der Klartraum-Experte ist selbstständiger Künstler und Designer und außerdem Gründer des „Traum Studios“.

Krieg wollte eine Art Beratungsstelle für Menschen erschaffen, die sich für das luzide Träumen interessieren, aber nicht wirklich wissen, wie man es lernt und was man damit erreichen kann. Heute arbeitet er als Coach und hat das Klarträumen schon etlichen Leuten beigebracht.

Er selbst hatte schon mit fünf Jahren zum ersten Mal einen luziden Traum und schaffte es damit, seine Albtraumserie zu beenden, die ihm viele Nächte seiner Kindheit raubte. Seitdem beschäftigt sich Krieg mit Freude und Neugierde mit dem Klarträumen, ganz nach seinem Motto: „Egal worauf man abzielt, es kommt immer etwas Wertvolles heraus.“


Fotograf: André Mardari-Braun
Zum Anfang
0:00
/
0:00
Sich von den eigenen Träumen inspirieren lassen – diese Fähigkeit nutzt Lucas Krieg schon seit seinem Studium für seine Arbeit als Designer. In seiner aktuellen Kunstreihe lässt er sich im Traum Rüstungsteile von seinen Traumfiguren konstruieren und fertigt diese dann basierend auf der Traumerinnerung tagsüber an.

Ab Herbst 2021 wird sein Projekt „Ausrüstungen im Klartraum suchen“ auch in einer Ausstellung zu sehen sein. Auf dem Bild sieht man die 2019 entstandene Arbeit von Krieg namens „Bin bald zurück :*“, welche ebenfalls auf Traumsituationen beruht. Sie gab ihm den Anstoß, für sein aktuelles Projekt vertieft nach Ausrüstungen in seinen Träumen zu suchen.
 

Krieg sagt:
  • Er nutzt das luzide Träumen für seine künstlerische Arbeit.
  • Im Klartraum kommen ihm verrückte Ideen viel schneller als am Tag.

Audio öffnen

Zum Anfang
0:00
/
0:00
Wie viele andere Kinder wurde auch Krieg in seiner Kindheit von einem immer wiederkehrenden Albtraum gequält: Er liegt in seinem Bett und hört ein Monster in sein Zimmer kommen. Die einzige Möglichkeit, nicht von ihm entdeckt und gefressen zu werden, ist, sich unter seiner Bettdecke zu verstecken.

Doch diese ist mal zu klein, mal zu schwer, mal unter dem Bett eingeklemmt oder erst gar nicht mehr da – kein einziges Mal schafft es Krieg, vor dem Monster unbemerkt zu bleiben.


Krieg sagt:
  • Mithilfe des luziden Träumens konnte er sich von der Albtraumserie befreien konnte.
  • In seinem letztem Albtraum freundet er sich mit dem Monster an.

Audio öffnen

Zum Anfang
0:00
/
0:00
„Selfmade Psychotherapie“ – das ist luzides Träumen für Lucas Krieg. Träume bringen lange ignorierte Probleme und Erinnerungen ans Licht, zu denen man tagsüber keinen Zugang findet, sagt er.

Wenn man sich im Traum mit diesen Dingen auseinandersetze, könne man daran arbeiten und Lösungen finden, um mit Erlebtem abzuschließen. 


Krieg sagt:
  • Im Traum verarbeitet der Mensch Dinge, die ihn tief im Inneren beschäftigen.
  • Luzides Träumen erzeugt persönliches Wachstum und Selbsterkenntnis. 

Audio öffnen

Zum Anfang

Die Wissenschaft hinter den Klarträumen

Luzide Träume sind Träume, in denen sich die schlafende Person darüber bewusst ist, dass sie träumt.

Geübten Klarträumer:innen sei es möglich, ihren Traum zu beeinflussen und dadurch eine gewisse Kontrolle über das zu haben, was im Traum passiert, erklärt der Schlaf- und Traumforscher Michael Schredl.
Zum Anfang
Erstmals konnten Stephen LaBerge und Keith Hearne, zwei bekannte Traumforscher, beweisen, dass es sich beim Klarträumen um ein reales Phänomen handelt.

Sie konnten widerlegen, dass luzide Träume nicht, wie lange vermutet wurde, nur eine kurze Wachphase in der Nacht darstellen, sondern dass die klarträumende Person wirklich schläft.

Dies gelang durch Messung der Augen- und Atembewegung, welche als einzige Muskelgruppen im luziden Traum bewusst steuerbar sind. Somit konnten Proband:innen ein zuvor abgesprochenes Blickmuster im Klartraum übermitteln.
Zum Anfang
Jeder Mensch durchläuft pro Nacht verschiedene Schlafphasen. Ein luzider Traum kann nur während der REM-Phase (Rapid Eye Movement) auftreten.

Zusätzlich zu den Hirnarealen, die während der anderen Schlafphasen aktiv sind, werden weitere Teile des Gehirns aktiviert, welche für das Bewusstsein zuständig sind. Diese befinden sich im Präfrontalkortex, einem Teil des Frontallappens der Großhirnrinde, welcher direkt hinter der Stirn sitzt.

Durch diese Aktivität ist es möglich, auch im Traum ein Bewusstsein zu haben.
Zum Anfang
Laut einer deutschlandweiten Studie des Sportwissenschaftlers und Schlafforschers Daniel Erlacher ist das luzide Träumen eine weitverbreitete Fähigkeit: Rund die Hälfte aller Menschen soll schon mal einen luziden Traum gehabt haben.

Die Schere zwischen der Häufigkeit geht weit auseinander. Personen, die mindestens einmal pro Woche luzid träumen, machen nur etwa fünf Prozent der 919 Proband:innen aus.
Zum Anfang
Luzide Träume sind nur von kurzer Dauer – der längste bekannte Klartraum ging etwa 15 Minuten. In den meisten Fällen sind es jedoch nur wenige Sekunden. Dafür kann man mehrere luzide Träume in der gleichen Nacht erleben.

Wegen der Kürze der luziden Träume sind Klarträumer:innen am nächsten Morgen nicht erschöpft, sondern fühlen sich erholt und euphorisch über ihre Erlebnisse.
Zum Anfang
„Ich glaube aber, es kann jeder lernen“ – diese optimistische Einstellung vertritt der Klartraum-Trainer Lucas Krieg.

Die bekanntesten Methoden zum Erlernen sind die Realitätschecks und die "Wake back to bed"-Methode (WBTB).


Zum Anfang

Trainingscamp

Zum Anfang
  • Überprüfen des Wachzustandes (Realitätscheck) 4-5 x täglich
  • Realitätscheck durch Kneifen in den Arm (in wachem Zustand fühlbar, im Traum nicht)                 
  • Realitätscheck durch Wahrnehmen von Uhren im Umfeld (in wachem Zustand zeigen diese eine Uhrzeit an, im Traum nicht)
  • Realitätscheck durch wiederholtes Fragen an sich selbst, um Automatismus zu entwickeln: „Träume ich gerade?“       
  • "Wake back to bed" (WBTB): Den Wecker eine Stunde früher stellen und etwa eine Stunde später für 60 Minuten erneut schlafen legen (hilft zur Anregung von luziden Träumen)
  • Allgemeine Achtsamkeit im eigenen Leben (erhöhtes Wahrnehmen von Gerüchen, Farben, Formen)
Zum Anfang
MILD ist ein Akronym und steht für “Mnemonic Induced Lucid Dream”, was etwa "Gedächtnis-induzierter Klartraum" bedeutet. Sie soll am besten in den frühen Morgenstunden funktionieren, da die REM-Phasen hier besonders lang sind.

Die MILD-Technik nach LaBerge gilt nach wie vor als eine sehr erfolgreiche Methode, um das Klarträumen zu erlernen. Erfolge stellen sich häufig bereits nach zwei bis drei Wochen ein (so lange sollte man allerdings Geduld haben und weiter üben). Am besten wird sie gepaart mit Achtsamkeitsübungen und Realitätschecks.
Zum Anfang
Nach oben scrollen
Nach links scrollen
Nach rechts scrollen
Nach unten scrollen

Schritt 1: Aufbau einer Traumerinnerung  

Vor dem Einschlafen wird sich fest vorgenommen, in Traumphasen aufzuwachen und sich dabei an die letzten Träume zu erinnern.

Schritt 2: Letzten Traum in Erinnerung rufen

Wird man tatsächlich wach, soll der letzte Traum sofort aktiv erinnert werden. Am besten sollen dabei die Geschehnisse vor dem inneren Auge erneut abgespielt werden.

Schritt 3 : Eine Absicht festlegen (Autosuggestion)

Dies wird von vielen als der kritische Punkt der MILD-Technik angesehen. Nach der Erinnerung konzentriert man sich auf die Absicht, in einen Klartraum eintauchen zu wollen. Hierbei ist es wichtig, nicht wieder in andere Gedanken abzudriften. Ein Mantra wie “Beim nächsten Traum möchte ich daran denken, das Träumen zu erkennen.” kann helfen.

Schritt 4: Sich selbst im luziden Traum vorstellen

Neben der in Punkt 3 beschriebenen Autosuggestion, stellt man sich vor, wieder in den zuletzt erlebten Traum zurückzukehren (und dieses Mal bewusst wahrzunehmen, dass man sich in einem Traum befindet). LaBerge empfiehlt dabei, sich ein Traumzeichen vorzustellen, an dem man den Traum als solchen erkennen kann (etwa ein schwebendes Gefühl, verzerrte Proportionen, Unschärfen im Gesichtsfeld oder unrealistische Lebenssituationen). Auf diese Art spielt man den Traum noch einmal als “luzide Variante” durch.

Schritt 5: Wiederholungen

Nun gilt es, die Schritte drei und vier so lange zu wiederholen, wie es sich richtig anfühlt, bevor man wieder einschläft. Wenn man lange braucht, um einzuschlafen, können die Schritte auch recht häufig wiederholt werden - dies soll die Wahrscheinlichkeit zum Klarträumen sogar weiter erhöhen. Wer sehr schnell wieder einschläft, kann sich durch einen kurzen Spaziergang durch die Wohnung oder das Aufschreiben des letzten Traumes ein wenig “wacher” machen und dann die gewonnene Zeit für die Schritte drei und vier nutzen.

Zum Anfang
Traumtagebuch als Indikator für luzide Träume

Da ein wichtiger Bestandteil der MILD-Technik die Erinnerung an den vergangenen Traum ist (auch „Traumfokus“ genannt), sollte diese Fähigkeit am besten bereits vor Anwendung der MILD-Technik erlernt werden.

Der Traumfokus kann vor allem durch das Führen eines Traumtagebuchs erhöht werden: Nach dem Aufwachen sollten alle Erinnerungen abgerufen und aufgeschrieben werden. Dies schult das Gedächtnis und hilft, mehr bewussten Zugang zu den eigenen Träumen zu erlangen.
Zum Anfang

Traumyoga

Für einige ist das Träumen eine tagtägliche Angelegenheit; für andere ist die Erinnerung an einen Traum unvorstellbar.

Das liegt zum Teil daran, dass der Mensch unterschiedliche Arten von Träumen erlebt. Traumyoga hilft dem Praktizierenden dabei, diese verschiedenen Arten kennenzulernen und sich selbst in der Art und Weise wie bzw. was geträumt wird weiterzuentwickeln, bis letztendlich auch im Traumschlaf ein wacher Bewusstseinszustand besteht.

Dieses Phänomen der bewussten Träume wird luzides Träumen genannt.
Zum Anfang
Seinen Ursprung hat Traumyoga in der tibetischen Praxis, welche die Erkenntnis des Geistes in den Vordergrund stellt. Um den buddhistischen Traditionen nachgehen zu können, werden überwiegend Meditationspraktiken durchgeführt, da während des Praktizierens die körperliche Interaktion wegfällt.

Die Meditation, sowie der Wegfall der Interaktion dienen in der Traumyogapraxis als Hilfestellung zur Entspannung, Ruhe, Ausgeglichenheit und dazu, weniger gestresst zu sein. Mithilfe von bestimmten Stufen soll den Praktizierenden eine ideale Vorlage zum Eintauchen in die Klarträume geboten werden.

Klarträume haben primär das Ziel, ein normales Bewusstsein in unbewussten Traumphasen zu erlangen. Dieses Phänomen lässt sich jedoch nicht ohne weiteres erreichen. Um Traumyoga richtig zu praktizieren, müssen bestimmte Positionen eingenommen und bestimmte Vorbereitungen getroffen werden.
Zum Anfang
Die Praxis des Traumyogas zielt in erster Linie auf eine Erweiterung des Geistes und der Wahrnehmung ab, so das Team von traeumen.org, welches sich mit Informationen rund um das Träumen aus der Wissenschaft und Forschung beschäftigt. Voraussetzungen hierfür sind die dualistischen Verhältnisse zwischen Körper und Geist, zwischen Aktionen, sowie Emotionen und Reaktionen. Zuerst hilft Traumyoga dem Praktizierenden, sein mentales Bewusstsein zu schärfen, damit ein besseres Verständnis und mehr Kontrolle für bewusste Reaktionen bestehen.

Es gibt im Traumyoga unterschiedliche Vorgehensweisen, welche individuell auf den Praktizierenden angepasst sind. Eine Möglichkeit der Gestaltung von Traumyoga ist die „Fünf-Punkte-Meditationshaltung“ und die „Praxis der Zhine.“

Hier wird versucht, mithilfe eines Gegenstandes als Fixierungspunkt eine Stille und eine Einheit zwischen dem Praktizierenden und seinem Geist herzustellen. Die Traumpraxis des Traumyogas umfasst zudem noch weitere Vorbereitungen, die dabei helfen sollen, den Geist und die Wahrnehmung in der Wachwelt zu schärfen.
Zum Anfang
Luzides Träumen kann auf unterschiedliche Weise erlernt werden. Beispielsweise mithilfe eines Traumtagebuches, Meditation oder auch Traumyoga. Wichtig bei den Praktiken des Traumyogas ist die Abgrenzung zwischen Traumyoga als Meditation und Traumyoga als körperliche Bewegung, so Hypnose- und Meditationscoach Guido Ludwigs.

Ludwigs versucht mithilfe von Meditation und Hypnose in Form seines YouTube-Kanals, Coachings, sowie Live-Seminaren und -Kursen, Menschen auf ihrem Pfad der Selbstverwirklichung zu unterstützen. Gehe der Praktizierende den Weg über Yoga als Meditation, dann sei es auf jeden Fall möglich, in das luzide Träumen einzutauchen.

„Ich weiß, dass man mit Meditation dorthin kommen kann", sagt Ludwigs. „Das heißt, desto weniger Störgefühle man am Tag hat, desto mehr ist man wach auch im Schlafen."

Ob Traumyoga letztlich als Hilfsmittel funktioniert oder nicht, ist sehr individuell. Auch die reine Meditation ist ein Weg, um den Zustand des bewussten Träumens zu erreichen.
Zum Anfang

Zum Anfang











Amelie Siedl studiert im 4. Semester WMK am KIT und recherchierte und schrieb in unserem Projekt zum Thema luzide Träume und Erfahrungsberichte. Träumt in ihrer Freizeit am liebsten von Happy Hour mit guten Freunden.
Zum Anfang











Franziska Richter studiert im 4. Semester WMK am KIT, ist Verantwortliche für Social Media und recherchierte und schrieb in unserem Projekt zum Thema luzides Träumen und Erfahrungsberichte. Träumt in ihrer Freizeit am liebsten davon, mit einem Cocktail am Strand zu liegen.
Zum Anfang










Cecilia Kadner, studiert im 4. Semester WMK am KIT und recherchierte und schrieb in unserem Projekt zum Thema Traumyoga. Träumt in ihrer Freizeit am liebsten von Sommerabenden mit Freunden.
Zum Anfang









Fabian Fuchs, studiert im 4. Semester WMK am KIT. Übernahm in unserer Lehrredaktion die Rolle des Videoredakteurs und arbeitete am Thema 'Biologische Grundlagen des Schlafes'. Träumt in seiner Freizeit am liebsten von der neuesten Medientechnik.
Zum Anfang









Leila Boucheligua, studiert im 4. Semester WMK am KIT. Sie hat in unserem Projekt die biologische Funktion von Träumen, die Erforschung von Träumen und die Fun Facts recherchiert und geschrieben, außerdem hat sie das Editorial geschrieben.Träumt in ihrer Freizeit am liebsten von einer Island-Reise.
Zum Anfang











Katharina Wagner studiert im 4. Semester WMK am KIT. Für unser Projekt recherchierte und schrieb sie zum Thema Albträume und übernahm die Rolle der Chefredakteurin. Träumt in ihrer Freizeit am liebsten davon, während eines Städtetrips das beste Restaurant zu finden.
Zum Anfang







Jonathan Müller studiert im 4. Semester WMK am KIT und recherchierte in unserem Projekt zum Thema „Luzides Träumen“. Träumt in seiner Freizeit am liebsten vom Reisen in viele verschiedene Länder.
Zum Anfang










Lara Bitzer studiert im 4. Semester WMK am KIT, war für das Technische rund ums Pageflow verantwortlich und recherchierte und schrieb in unserem Projekt zum Thema Hypnose. Träumt in ihrer Freizeit am liebsten von Einsen beim Cocktailwürfeln.
Zum Anfang










Elena Umambo-Jacob studiert im 6. Semester WMK am KIT und recherchierte die Schlafphasen und Schlafstörungen in unserem Projekt zum Thema Träume. Träumt in ihrer Freizeit am liebsten von schönen Zeiten mit Freunden, Essen und Sport.
Zum Anfang









Julia Weller ist Redakteurin bei den BNN in Karlsruhe. Als Lehrbeauftragte im Studiengang WMK hat sie diese Lehrredaktion geleitet. Träumt in ihrer Freizeit am liebsten von unplattbaren Fahrradreifen und authentischem veganen Käse.
Zum Anfang

Fun Facts über Träume

Zum Anfang
Zum Anfang
Zum Anfang
Zum Anfang
Zum Anfang
Zum Anfang
Zum Anfang

Impressum

Karlsruher Institut für Technologie
ITZ - Department für Wissenschaftskommunikation
Kaiserstraße 12
76131 Karlsruhe
Deutschland

V.i.S.d.P.: Prof. Dr. Annette Leßmöllmann


Datenschutzerklärung
Zum Anfang
Scrollen, um weiterzulesen Wischen, um weiterzulesen
Wischen, um Text einzublenden