TräumeOrte der unbegrenzten Möglichkeiten
Der Mensch und der Schlaf
Die täglichen acht Stunden Ohnmacht werden als gegeben hingenommen. Aber was genau ist Schlaf und wie funktioniert er?
Die Schlaf-Forschung
Das Optimum der heutigen Schlafforschung ist die sogenannte Polysomnografie. Der Ausdruck setzt sich aus den lateinischen Begriffen für die Mehrzahl, den Schlaf und die Aufzeichnung zusammen. Dabei beschreibt der Ausdruck einen auf mehreren Ebenen bestehenden Versuch, den Schlaf zu überwachen. Die gängigsten Methoden sind dabei:
- das Elektroenzephalogramm (EEG), das die Aktivität der
Hirnströme über am Schädel angebrachte
Elektroden misst
- die Elektrokolografie (EOG), die die REM-Schlafphase überwacht, also die Stufe des Traums, in der sich die Augen rapide bewegen. Dabei verfolgt sie die Augenbewegungen des Probanden
- das Elektromyogramm (EMG), das die Aufgabe hat, die Muskelaktivität während des Schlafes zu erfassen.
Was ist Schlaf?
Forscher sind sich bei dieser Frage bisher noch uneins. Verschiedene Theorien und Ansätze geben unterschiedliche Vorstellungen von dem wieder, was man unter Schlaf versteht.
Einigkeit herrscht ausschließlich darüber, dass Schlaf ein leicht zu widerrufender Prozess ist, der das Handlungsvermögen der betroffenen Person und deren Interaktion mit der Umwelt einschränkt.
Traumforscher Martin Dresler erklärt die Prozesse des Schlafes
Der Schlaf- und Traumforscher Martin Dresler leitet das "Donders Sleep and Memory Lab" an der niederländischen Radbound-Universität in Nimwegen. Er liefert einen kurzen Überblick.
Die Biologie des SchlafesGrundlagen des Schlafens und Wachens
Ein Ausfallen der Sinneswahrnehmung würde den wissenschaftlichen Ergebnissen nach jedoch ein anderes Bild zeigen. Wenn die nervliche Reizleitung zum Gehirn bei Tieren oder Menschen blockiert wird, bleibt der Schlaf-Wach-Rhythmus erhalten. So entwickelte sich die Theorie eines aktiven Schlafes.
Hierbei spielen viele verschiedene Hirnregionen mit hoher Aktivität zusammen. Grundlegend werden diese durch diffuse modulatorische Systeme, also durch Nervenzellen mit weitverzweigten, netzartigen Fortsätzen, reguliert. Sie justieren zum Beispiel die Regionen des Hirnstammes, des Thalamus und der Großhirnrinde.
Wie wir einschlafenAuf dem Weg zur REM-Schlafphase
Bekannt ist einzig, dass das Einschlafen durch eine mehrere Minuten andauernde Veränderung in der biochemischen Arbeitsweise des Gehirns gekennzeichnet ist. Bei dieser handelt es sich um die abfallende Aktivität der meisten modulierenden Neuronen des Hirnstammes und des Foramtio reticularis.
Die Umstellung der neuronalen Aktivität gipfelt dann im Schlaf, genauer in der Non-Rem-Schlafphase.
Schlaf- und TraumphasenWas hinter geschlossenen Augen alles passiert...
Doch was genau passiert in uns, während wir uns in diesem seltsamen Zustand befinden?
Der Schlafzyklus
Dieser Zyklus wird in nREM- und REM-Phasen unterteilt.
nREM steht für „non-rapid-eye-movement“ (keine schnelle Augenbewegung); REM für „rapid-eye-movement“ (schnelle Augenbewegung).
Die vier PhasennREM
Die zweite Phase ist die „Leichtschlafphase“ (oder auch N2). Herzschlag, Atmung und Augenbewegung nehmen rasch ab. Dies kann zu Muskelzuckungen führen.
In der dritten Phase, N3, dem „Tiefschlaf“ auch "slow wave sleep" (SWS) genannt, beginnt die tatsächliche Regeneration und Erholung des Körpers. Merkmale sind niedriger Blutdruck, verlangsamter Herzschlag sowie niedrige Körpertemperatur. Augen und Muskeln sind weiterhin ruhig. Es ist schwierig, eine Person in dieser Phase des Schlafs zu wecken.
REM
Die REM-Phase dient vermutlich der Konsolidierung von Gedächtnisinhalten und der Entwicklung des Gehirns. Die fiktionale Stimulation während eines Traums baut im Gehirn Verbindungen auf.
SchlafstörungenUrsachen & Symptome
... keine Position ist gemütlich...
... zu viele wirre Gedanken im Kopf...
... Stress, Angst, Reue, Wut, Druck...
... und schon ist es wieder fünf Uhr morgens.
All diese Reize können beim Einschlafen zum Hindernis werden. Eine Studie der „DAK-Gesundheit“ weist sogar darauf hin, dass Stress und die daraus entstehende Hyperaktivität bei 80 Prozent der Berufstätigen zwischen 35 und 65 Jahren ein Faktor für schlechten Schlaf ist. Neben Stress kann seelische Belastung ebenfalls einen großen Einfluss auf unsere Fähigkeit, Ruhe zu finden, nehmen.
Auch das Zubettgehen zu einem für den zirkadianen Rhythmus falschen Zeitpunkt, also wenn der Körper noch zu aktiv ist, beispielsweise bei Jetlag, kann einen Einfluss auf die Qualität unserer Einschlafphase haben.
Neben psychologischem Unwohl beeinflussen gewisse Krankheiten, manchmal unbemerkt, unseren Schlaf. Hier sind Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankung, Lungenprobleme, Schlafapnoe und idiomatische Insomnia (Schlaflosigkeit ohne nachweislichen Grund) die häufigsten Vertreter. Sie können je nach Alter und Gesundheitszustand harmlos oder auch tödlich sein.
Schlafassoziierte Störungen
Diese Störungen erfolgen in unterschiedlichen Schlafphasen.
SchlafapnoeOSAS – Obstruktives Schlaf Apnoe Syndrom
Die betroffene Person kann bis zu zehn Sekunden (oder länger) nicht mehr atmen. Dies kann zur Folge haben, dass der Sauerstoffgehalt des Bluts stark sinkt (Hypoxämie).
Gewebe und Gehirn erleiden demzufolge eine Mangelversorgung und einen erhöhten CO2-Spiegel. Durch das Ungleichgewicht kommt es zu einer Weckreaktion, wodurch die Atmung wieder ermöglicht wird.
Es sind fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung betroffen.
Restless Leg Syndrome(RLS, Unruhige-Beine-Syndrom)
Dies kann auf Dauer zu einer Verschlechterung der Schlafqualität führen.
Es gibt noch keine bekannte Ursache für RLS, allerdings wird vermutet, dass ein Ungleichgewicht des Dopaminhaushaltes einen Einfluss haben kann. Das liegt daran, dass durch Dopamin die Muskelbewegung/-zuckung stimuliert wird.
Die biologische Funktion von Träumen
Jeder Mensch träumt, aber warum überhaupt?Das sagt die Wissenschaft
Aber wieso tut unser Körper das, was er tut, wenn wir träumen? Hat das eine biologische Funktion? So genau weiß das niemand, auch nicht die Wissenschaft. Seit Jahrzehnten fragen sich Forscher – und nicht nur sie –, ob das Träumen überhaupt eine Funktion hat und wenn ja, welche. Erklärungsansätze und Theorien gibt es verschiedene...
Nur ein Nebenprodukt?Die lange vorherrschende Theorie lautete: Das Träumen ist lediglich eine Begleiterscheinung von neuronalen Prozessen, die während des Schlafs im Gehirn ablaufen, und erfüllt selbst keine Funktion.
Nach Hobson und McCarly erzeugen Zellen im Hirnstamm während des REM-Schlafs zufällige Sequenzen von Erregungen, die in höhere Hirnzentren aufsteigen. Dort versucht die Großhirnrinde, einen Sinn aus diesen Stimulationen herzustellen. Das Ergebnis dieser Interpretation soll das sein, was wir subjektiv als Träume erleben.
Damit sprachen die Forscher dem Träumen jegliche Funktion ab und ordneten es als sogenanntes Epiphänomen ein, eine einfache Begleiterscheinung, die selbst keine weitere Funktion besitzt. Diese Theorie passte gut zu den damaligen physiologischen Daten und zu der Tatsache, dass in Traumberichten oft bizarre und zusammenhanglose Traumerfahrungen geschildert werden, die für die Zufälligkeit der Erregungen sprechen würde. Die Theorie von Hobson und McCarly war lange etabliert und damit auch die Betrachtung von Träumen als funktionslos.
Träume als Virtual Reality Training?Der Schlaf- und Traumforscher Martin Dresler leitet das "Donders Sleep and Memory Lab" an der niederländischen Radbound-Universität in Nimwegen. Er erklärt, wie die heute unter Forschern viel diskutierte "Bedrohungs-Simulation-Theorie" die biologische Funktion von Träumen einordnet.
- Womöglich dienen Träume dem Ausprobieren und Eintrainieren von neuen Verhaltensweisen in einer Art Simulation des Wachlebens.
- Insbesondere Reaktionen auf Gefahren können ausprobiert werden, denn von der virtuellen Umgebung im Traum geht im Gegensatz zum Wachleben keine reale Gefahr aus.
Träume als Virtual Reality Training?Aber nicht nur der Umgang mit Gefahren kann in der simulierten Umgebung im Traum ausprobiert werden...
- Für den Menschen als soziales Wesen war gerade zu früheren Zeitpunkten in der Evolution auch der richtige Umgang mit den Mitmenschen überlebenswichtig. Auch hierbei könnten Träume als simulierte Umgebungen das Ausprobieren von sozialen Umgangsweisen ermöglichen.
- Zwar lässt sich die Simulations-Theorie nur schwer überprüfen, dennoch liegen vereinzelt wissenschaftliche Belege vor, die sie stützen könnten. Die Überlegungen der Theorie spiegeln sich auch in unseren Trauminhalten wider.
Entrümpelung des Gehirns?
Empirische Beweise für diese Hypothese gibt es jedoch nicht. Sicherlich liegt das auch daran, dass sich Träume nicht so einfach erforschen lassen.
Hürden in der Traumforschung Bei der wissenschaftlichen Untersuchung von Träumen sind Forscher:innen immer auf die Traumschilderungen der Proband:innen angewiesen. Ein Problem dabei ist zum einen, dass keine verlässlichen Aussagen darüber getroffen werden können, wie exakt ein solcher Traumbericht ist und wie umfassend er die Traumereignisse der vergangenen Nacht widerspiegelt, schließlich vergessen wir viele Träume sofort wieder. Zum anderen ist es selbst, wenn ein umfassender und detaillierter Traumbericht vorliegt, nicht möglich festzustellen, wann genau der Traum geträumt wurde. Es können also keine physiologischen Daten mit dem Traumprozess in Verbindung gebracht werden.
- Um den Zeitpunkt eines Traums festzustellen, können Schlafende vielfach in der Nacht geweckt werden, um von ihren Träumen zu berichten. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wurde der Traum kurz vor dem Aufwecken geträumt.
- Wenn mit Menschen gearbeitet wird, die das Klarträumen beherrschen, können vor dem Schlafen Signale vereinbart werden, die aus gezielten Bewegungen mit den Augen bestehen. Führt die schlafende Person diese Bewegungsmuster mit den Augen aus, können die Forscher:innen das erfassen und davon ausgehen, dass nun geträumt wird.
Werden wir je wissen, warum wir träumen?Bisher kann die Wissenschaft nicht erklären, welche biologische Funktion Träume haben. Ein Grund dafür ist sicherlich auch, dass sich die Erforschung von Träumen nicht so einfach gestaltet. Wie stehen also die Chancen, dass uns die Wissenschaft in Zukunft mehr darüber sagen kann, warum wir träumen?
Traumforscher Martin Dresler fasst zusammen:
- Die Traumforschung hat ihre Hürden, vor allem durch die starke subjekte Komponente von Träumen. Diese Hindernisse sind aber nicht unüberwindbar.
- Auch in anderen wissenschaftlichen Fachbereichen wird es immer unbeantwortete Detailfragen geben.
Böses ErwachenNennen wir unsere Protagonistin Louisa Müller...
Mehrmals pro Woche reißen die Bilder sie unsanft aus dem Schlaf. Es handelt sich immer wieder um die gleiche Situation: Sie steht unterschiedlichen Monstern gegenüber, muss sich selbst, ihre Familie oder ihre Freunde verteidigen. Meist trägt sie keine Waffe. Der Gegner ist nahezu unbezwingbar. Und dann schreckt sie mit pochendem Herzen auf.
Louisa und ihre Geschichte sind fiktiv, trotzdem sind diese oder ähnliche Situationen den meisten Menschen bekannt. Aber woher kommen Albträume eigentlich? Haben sie eine Funktion? Und wie können Betroffene sie wieder loswerden?
Immer aktuellAlbträume beschäftigen die Menschen schon lange...
Die nordamerikanischen Ojibwe hatten die Idee, Albträume mithilfe von Traumfängern aufzufangen. Dieser Begriff bezeichnet im Wesentlichen ein mithilfe eines Weidereifen gespanntes Netz, an dem zumeist Feder- und Perlenschmuckteile angebracht sind. Durch die Netze sollten nur positive Träume gelangen und den Urweinwohnern so einen erholsamen Schlaf sichern.
Albträume sind also keine neumodische Erscheinung, sondern etwas vollkommen Natürliches. Und auch den Wunsch, sie zu vermeiden, gibt es schon lange.
Schlecht geschlafen?Nicht jeder unschöne Traum ist ein Albtraum...
- Unangenehmen Träumen (dysphorische Träume)
- Schlechten Träumen (ohne Aufwachen)
- (Idiopathischen) Albträumen (mit
Aufwachen)
- Posstraumatischen Albträumen und
Flashbacks
Außerdem gibt es den sogenannten pavor nocturnus oder Nachtschreck. Dieser Begriff bezeichnet das Aufschrecken aus dem Schlaf unter starken, negativen Emotionen, an deren Ursache sich Betroffene nicht erinnern können – vermutlich, weil der verantwortliche Albtraum im Moment des Erwachens vergessen wird.
Neben der Unterteilung in unterschiedliche Sorten von negativen Träumen gibt es besonders häufig vorkommende Albtraummotive, die fast jeder Mensch so oder so ähnlich schon einmal erlebt hat. Beispielsweise, dass Träumende und nahestehende Personen getötet, verfolgt oder angegriffen werden oder die Themen Versagen, Verlust und das Fallen. Häufig haben Albträume etwas mit der derzeitigen Lebenssituation des Träumenden zu tun. Auch am Tag Erlebtes oder erlebte Traumata tauchen häufig auf.
Das Problem
Die ersten Albträume treten laut Thünker in der Regel in der Kindheit auf. Im Kindesalter seien sie allerdings ein normales Phänomen. Dafür, dass sie auch im Erwachsenenalter noch gehäuft auftreten, könne es mehrere Gründe geben:
Zum einen gebe es Persönlichkeitsmerkmale, die das Träumen und damit auch Albträume verstärken. Dazu gehöre Kreativität und, ein eher unbekanntes Merkmal, das Konzept der dünnen Grenzen. Dieses Konzept besage, dass für die betroffenen Personen die Unterscheidung zwischen Fantasie, Vorstellung und Tatsachen unschärfer sei. Für Menschen mit dünnen Grenzen ist es laut Thünker beispielsweise nicht so leicht, im Detail zu differenzieren, ob das Geschehen innerhalb eines Tagtraums zur Realität gehört. Das Persönlichkeitsmerkmal gehe mit Einfühlungsvermögen, Empathie, Emotionalität und intensivem Träumen einher. Von diesen Merkmalen abgesehen könnten Stress und traumatische Erlebnisse Albträume begünstigen.
Diese Träume können so weit gehen, dass sich die Betroffenen professionelle Hilfe suchen. „Wenn sich Menschen für eine Therapie entscheiden, ist der Leidensdruck extrem hoch. Das zeigt sich dadurch, dass es in Deutschland noch immer stigmatisiert ist, zum Psychotherapeuten zu gehen", sagt Thünker. "Abgesehen davon geht die Mehrheit davon aus, dass Albträume im Allgemeinen ja normal sind."
Die LösungDer Therapieansatz, dem Johanna Thünker in ihrer Paxis folgt, ist der der Imagery Rehearsal Therapy (IRT). Im Wesentlichen setzt sich diese Technik durch die wiederholte Vorstellung eines alternativen Traumerlebnisse zusammen, wie die Therapeutin beschreibt.
„Der Albtraum wird während der Therapie möglichst genau besprochen und dabei werden die Elemente, die den Traum zum Albtraum machen, ermittelt“, erklärt Thünker. Wichtig seien aber auch diejenigen Bruchteile des Traums, die in der neuen Traumversion beibehalten werden müssten, damit es noch einen Zusammenhang zwischen dem neuen und dem alten Geschehen gebe. „Die Alternativen zum bisherigen Traum werden im Prozess beratschlagt, und dabei entsteht ein neues Traumskript. Und wenn man dieses Traumskript zusammen hat, dann geht es an die Imagination. Dann stellt man sich vor dem inneren Auge den neuen Traum vor, idealerweise mit geschlossenen Augen“, beschreibt die Albtraumtherapeutin weiter.
Um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass das alternative Traumskript anstelle des Albtraums geträumt wird, werde die Vorstellungsübung über einen Zeitraum von zwei bis vier Wochen vor dem Einschlafen wiederholt.
Laut Thünker weisen mehrere Studien darauf hin, dass die IRT eine sehr hohe Erfolgsquote erfüllt – bei idiopathischen sowie posttraumatischen Albträumen. Trotzdem gebe es Fälle, in denen die Therapie nicht anschlägt. „Eine Möglichkeit wäre, dass der Albtraum eine Funktion hat“, erklärt sie. Das könne beispielsweise der Fall sein, wenn Träume von verstorbenen Personen handeln und die Träumenden sich damit schwertun, diese loszulassen.
„Ich erinnere mich auch an eine Patientin, bei der es damals nicht funktioniert hat, weil sie sehr unterschiedliche Träume hatte.“ In diesem Fall müsse die IRT für jedes einzelne Traumthema durchgeführt werden, um einen Erfolg zu erzielen. Außerdem gebe es bisher keine Befunde für Fälle, in denen die Patienten unter psychiatrischen Störungen litten.
Betroffenen, die den Wunsch haben, weniger Albträume zu erleiden, empfiehlt Thünker, sich an einen Verhaltenstherapeuten oder eine Verhaltenstherapeutin zu wenden und von dem Therapieansatz zu berichten, falls sie den Therapeut:innen unbekannt ist. Meistens seien diese dafür offen, sich in das Thema einzuarbeiten.
Fotograf: Thomas Rosenthal
Hypnose
Louisa legt sich hin und schließt die Augen. Die sanfte Stimme leitet sie an, gleichmäßig zu atmen. Nach einer Weile ist Louisa in einer Trance, danach gleitet sie langsam in einen ruhigen Schlaf.
Auch wenn Louisa Müller nicht existiert, so steht sie doch sinnbildlich für all die Menschen, die Probleme beim Einschlafen haben. Wie kann Hypnose dabei helfen?
Trance
Der Zustand der Trance spielt nicht nur in der Hypnose eine wichtige Rolle. Auch beim Meditieren oder Klarträumen gelangt man in eine Trance.
Die Wege, wie man in eine Trance gelangt, sind jedoch unterschiedlich. Bei der Hypnose kann das durch Suggestionen geschehen. Suggestionen sind Impulse, die einen Menschen auf einer geistigen und seelischen Ebene beeinflussen sollen. Dadurch soll ein bestimmtes Verhalten eines Menschen hervorgerufen oder schlechte Angewohnheiten losgelassen werden. So schaffen es beispielsweise viele Menschen, sich das Rauchen abzugewöhnen.
Es kommt auf die Wellenlänge an
Alpha-Wellen sendet das Gehirn aus, wenn man sehr entspannt ist. Delta-Wellen werden beim Schlafen und Theta-Wellen beim Tiefschlaf ausgesendet. Bei der Hypnose ist also der Bewusstseinszustand anders als beim Schlafen, aber die Trance bei der Hypnose ähnelt der Entspannungsphase vor dem Einschlafen.
Nutzen der Hypnose
Dadurch rückt die Hypnose immer mehr in das Blickfeld von Narkosemedizinern. Bei Operationen oder anderen medizinischen Eingriffen kann eine Hypnose angewendet werden, falls Patient:innen unter der Narkose leiden könnten. Gerade bei älteren Menschen kann das von Vorteil sein. Damit kann die Hypnose eine echte Alternative zu konventionellen Methoden darstellen.
Luzides Träumen
Was sind luzide Träume?
– Michael Schredl, wissenschaftlicher Leiter des Schlaflabors am Zentralinstitut für seelische Gesundheit in Mannheim
Traumerfahrungen
Doch nur wenige Menschen können beeinflussen, was sich in der nächtlichen Traumwelt abspielt. Auf den folgenden Seiten berichten zwei Klarträumer von ihren Erfahrungen, die schon als Kind ihren ersten luziden Traum hatten und bereits beeindruckende Dinge im Schlaf erlebt haben.
Daniel Wünsch
Daniel WünschErste Klartraumerfahrung
Er erinnert sich, dass er schon als Kind hin und wieder in seinen Träumen wusste, dass er träumt – sein Interesse an dem Thema entwickelte sich dennoch erst mit Anfang 30. Schließlich war ein Buch über das Klarträumen der Auslöser für seinen ersten Klartraum seit langer Zeit:
Wünsch sagt:
- Viele Menschen haben Klarträume, aber wissen es
wegen ihrer schlechten Traumerinnerung
nicht.
- Seine Erfahrungen während seines ersten Klartraums: von einer Polizeikontrolle bis zum Fliegen.
Traumerinnerung
Dennoch behauptet Stephan Hau, Professor am Institut für Psychologie der Universität Stockholm, dass jeder Mensch jede Nacht träumt. Jedoch können sich viele am nächsten Morgen nicht mehr daran erinnern.
Daniel Wünsch vertritt bezogen auf die luziden Träume eine ähnliche Haltung: Er ist sogar der Meinung, dass bereits jeder Mensch einen Klartraum hatte, da es sich dabei um eine angeborene Fähigkeit handelt, die mangels Fokus oder schlechter Traumerinnerung in den Hintergrund rückt und in Vergessenheit gerät.
Wünsch sagt:
- Durch den Alltagstrott verlieren die Menschen die Fähigkeit, sich an ihre Träume zu erinnern.
- Das Thema Schlaf wird unterschätzt.
- Sein Fazit: "Fokus ist die Währung des 21. Jahrhunderts."
Meet & Greet im Klartraum
Er erzählt, dass er die luziden Träume nutzt, um sich persönlich weiterzuentwickeln. Da er ein sehr schnelles Sprechtempo hat, stellt er sich im Traum eine Bühne mit vielen Zuschauer:innen vor und übt mit verschiedenen Vorträgen, langsamer zu sprechen.
Auch seinen Albtraum konnte er mithilfe eines luziden Traums auflösen. Hauptsächlich nutzt Wünsch die Klarträume aber zum Spaß. Häufig ist er schon geflogen, hat Gespräche auf Norwegisch geführt oder seine größten Idole getroffen.
Wünsch sagt:
- Im Klartraum hat er seine zwei Basketball-Idole getroffen.
- Im Klartraum ist kein Unterschied zur Wachwelt spürbar.
Lucas Krieg
Lucas Krieg
Krieg wollte eine Art Beratungsstelle für Menschen erschaffen, die sich für das luzide Träumen interessieren, aber nicht wirklich wissen, wie man es lernt und was man damit erreichen kann. Heute arbeitet er als Coach und hat das Klarträumen schon etlichen Leuten beigebracht.
Er selbst hatte schon mit fünf Jahren zum ersten Mal einen luziden Traum und schaffte es damit, seine Albtraumserie zu beenden, die ihm viele Nächte seiner Kindheit raubte. Seitdem beschäftigt sich Krieg mit Freude und Neugierde mit dem Klarträumen, ganz nach seinem Motto: „Egal worauf man abzielt, es kommt immer etwas Wertvolles heraus.“
Fotograf: André Mardari-Braun
Trauminspiration
Ab Herbst 2021 wird sein Projekt „Ausrüstungen im Klartraum suchen“ auch in einer Ausstellung zu sehen sein. Auf dem Bild sieht man die 2019 entstandene Arbeit von Krieg namens „Bin bald zurück :*“, welche ebenfalls auf Traumsituationen beruht. Sie gab ihm den Anstoß, für sein aktuelles Projekt vertieft nach Ausrüstungen in seinen Träumen zu suchen.
Krieg sagt:
- Er nutzt das luzide Träumen für seine künstlerische Arbeit.
- Im Klartraum kommen ihm verrückte Ideen viel schneller als am Tag.
Albtraum
Doch diese ist mal zu klein, mal zu schwer, mal unter dem Bett eingeklemmt oder erst gar nicht mehr da – kein einziges Mal schafft es Krieg, vor dem Monster unbemerkt zu bleiben.
Krieg sagt:
- Mithilfe des luziden Träumens konnte er sich von der Albtraumserie befreien konnte.
- In seinem letztem Albtraum freundet er sich mit dem Monster an.
Selbstfindung
Wenn man sich im Traum mit diesen Dingen auseinandersetze, könne man daran arbeiten und Lösungen finden, um mit Erlebtem abzuschließen.
Krieg sagt:
- Im Traum verarbeitet der Mensch Dinge, die ihn tief im Inneren beschäftigen.
- Luzides Träumen erzeugt persönliches Wachstum und Selbsterkenntnis.
Die Wissenschaft hinter den Klarträumen
Die Wissenschaft hinter den luziden Träumen
Geübten Klarträumer:innen sei es möglich, ihren Traum zu beeinflussen und dadurch eine gewisse Kontrolle über das zu haben, was im Traum passiert, erklärt der Schlaf- und Traumforscher Michael Schredl.
Die Entdeckung
Sie konnten widerlegen, dass luzide Träume nicht, wie lange vermutet wurde, nur eine kurze Wachphase in der Nacht darstellen, sondern dass die klarträumende Person wirklich schläft.
Dies gelang durch Messung der Augen- und Atembewegung, welche als einzige Muskelgruppen im luziden Traum bewusst steuerbar sind. Somit konnten Proband:innen ein zuvor abgesprochenes Blickmuster im Klartraum übermitteln.
Biologische Erklärung
Zusätzlich zu den Hirnarealen, die während der anderen Schlafphasen aktiv sind, werden weitere Teile des Gehirns aktiviert, welche für das Bewusstsein zuständig sind. Diese befinden sich im Präfrontalkortex, einem Teil des Frontallappens der Großhirnrinde, welcher direkt hinter der Stirn sitzt.
Durch diese Aktivität ist es möglich, auch im Traum ein Bewusstsein zu haben.
Wie viele Menschen haben Klarträume?Eine Studie von Daniel Erlacher
Die Schere zwischen der Häufigkeit geht weit auseinander. Personen, die mindestens einmal pro Woche luzid träumen, machen nur etwa fünf Prozent der 919 Proband:innen aus.
Kurz, aber oho!
Wegen der Kürze der luziden Träume sind Klarträumer:innen am nächsten Morgen nicht erschöpft, sondern fühlen sich erholt und euphorisch über ihre Erlebnisse.
Methoden zum Erfolg
Die bekanntesten Methoden zum Erlernen sind die Realitätschecks und die "Wake back to bed"-Methode (WBTB).
Trainingscamp
Im Handumdrehen zum TraumerfolgWie erlerne ich luzides TräumenSelbstversuch zur Erkundung einer neuen Welt
HilfenTrainingscamp TraumforschungMit diesen Hilfen erlernst du das luzide Träumen im Handumdrehen
- Überprüfen des Wachzustandes (Realitätscheck) 4-5 x täglich
- Realitätscheck durch Kneifen in den Arm (in wachem Zustand fühlbar, im Traum nicht)
- Realitätscheck durch Wahrnehmen von Uhren im Umfeld (in wachem Zustand zeigen diese eine Uhrzeit an, im Traum nicht)
- Realitätscheck durch wiederholtes Fragen an sich selbst, um Automatismus zu entwickeln: „Träume ich gerade?“
- "Wake back to bed" (WBTB): Den Wecker eine Stunde früher stellen und etwa eine Stunde später für 60 Minuten erneut schlafen legen (hilft zur Anregung von luziden Träumen)
- Allgemeine Achtsamkeit im eigenen Leben (erhöhtes Wahrnehmen von Gerüchen, Farben, Formen)
Dr. Stephen LaBergeDie MILD - TechnikDie profilierteste Technik unter luziden Träumern
Die MILD-Technik nach LaBerge gilt nach wie vor als eine sehr erfolgreiche Methode, um das Klarträumen zu erlernen. Erfolge stellen sich häufig bereits nach zwei bis drei Wochen ein (so lange sollte man allerdings Geduld haben und weiter üben). Am besten wird sie gepaart mit Achtsamkeitsübungen und Realitätschecks.
Schritt 1: Aufbau einer Traumerinnerung
Vor dem Einschlafen wird sich fest vorgenommen, in Traumphasen aufzuwachen und sich dabei an die letzten Träume zu erinnern.
Schritt 2: Letzten Traum in Erinnerung rufen
Wird man tatsächlich wach, soll der letzte Traum sofort aktiv erinnert werden. Am besten sollen dabei die Geschehnisse vor dem inneren Auge erneut abgespielt werden.
Schritt 3 : Eine Absicht festlegen (Autosuggestion)
Dies wird von vielen als der kritische Punkt der MILD-Technik angesehen. Nach der Erinnerung konzentriert man sich auf die Absicht, in einen Klartraum eintauchen zu wollen. Hierbei ist es wichtig, nicht wieder in andere Gedanken abzudriften. Ein Mantra wie “Beim nächsten Traum möchte ich daran denken, das Träumen zu erkennen.” kann helfen.
Schritt 4: Sich selbst im luziden Traum vorstellen
Neben der in Punkt 3 beschriebenen Autosuggestion, stellt man sich vor, wieder in den zuletzt erlebten Traum zurückzukehren (und dieses Mal bewusst wahrzunehmen, dass man sich in einem Traum befindet). LaBerge empfiehlt dabei, sich ein Traumzeichen vorzustellen, an dem man den Traum als solchen erkennen kann (etwa ein schwebendes Gefühl, verzerrte Proportionen, Unschärfen im Gesichtsfeld oder unrealistische Lebenssituationen). Auf diese Art spielt man den Traum noch einmal als “luzide Variante” durch.
Schritt 5: Wiederholungen
Nun gilt es, die Schritte drei und vier so lange zu wiederholen, wie es sich richtig anfühlt, bevor man wieder einschläft. Wenn man lange braucht, um einzuschlafen, können die Schritte auch recht häufig wiederholt werden - dies soll die Wahrscheinlichkeit zum Klarträumen sogar weiter erhöhen. Wer sehr schnell wieder einschläft, kann sich durch einen kurzen Spaziergang durch die Wohnung oder das Aufschreiben des letzten Traumes ein wenig “wacher” machen und dann die gewonnene Zeit für die Schritte drei und vier nutzen.
Beste Ergebnisse erzielen mit einem TraumtagebuchUnd was dabei zu beachten ist
Da ein wichtiger Bestandteil der MILD-Technik die Erinnerung an den vergangenen Traum ist (auch „Traumfokus“ genannt), sollte diese Fähigkeit am besten bereits vor Anwendung der MILD-Technik erlernt werden.
Der Traumfokus kann vor allem durch das Führen eines Traumtagebuchs erhöht werden: Nach dem Aufwachen sollten alle Erinnerungen abgerufen und aufgeschrieben werden. Dies schult das Gedächtnis und hilft, mehr bewussten Zugang zu den eigenen Träumen zu erlangen.
Traumyoga
Eine weitere Unterstützung für luzides Träumen istTraumyogaDoch wozu gibt es das überhaupt?
Das liegt zum Teil daran, dass der Mensch unterschiedliche Arten von Träumen erlebt. Traumyoga hilft dem Praktizierenden dabei, diese verschiedenen Arten kennenzulernen und sich selbst in der Art und Weise wie bzw. was geträumt wird weiterzuentwickeln, bis letztendlich auch im Traumschlaf ein wacher Bewusstseinszustand besteht.
Dieses Phänomen der bewussten Träume wird luzides Träumen genannt.
Funktion von Traumyoga
Die Meditation, sowie der Wegfall der Interaktion dienen in der Traumyogapraxis als Hilfestellung zur Entspannung, Ruhe, Ausgeglichenheit und dazu, weniger gestresst zu sein. Mithilfe von bestimmten Stufen soll den Praktizierenden eine ideale Vorlage zum Eintauchen in die Klarträume geboten werden.
Klarträume haben primär das Ziel, ein normales Bewusstsein in unbewussten Traumphasen zu erlangen. Dieses Phänomen lässt sich jedoch nicht ohne weiteres erreichen. Um Traumyoga richtig zu praktizieren, müssen bestimmte Positionen eingenommen und bestimmte Vorbereitungen getroffen werden.
Das Praktizieren
Es gibt im Traumyoga unterschiedliche Vorgehensweisen, welche individuell auf den Praktizierenden angepasst sind. Eine Möglichkeit der Gestaltung von Traumyoga ist die „Fünf-Punkte-Meditationshaltung“ und die „Praxis der Zhine.“
Hier wird versucht, mithilfe eines Gegenstandes als Fixierungspunkt eine Stille und eine Einheit zwischen dem Praktizierenden und seinem Geist herzustellen. Die Traumpraxis des Traumyogas umfasst zudem noch weitere Vorbereitungen, die dabei helfen sollen, den Geist und die Wahrnehmung in der Wachwelt zu schärfen.
Traumyoga als Hilfsmittel für luzides Träumen
Ludwigs versucht mithilfe von Meditation und Hypnose in Form seines YouTube-Kanals, Coachings, sowie Live-Seminaren und -Kursen, Menschen auf ihrem Pfad der Selbstverwirklichung zu unterstützen. Gehe der Praktizierende den Weg über Yoga als Meditation, dann sei es auf jeden Fall möglich, in das luzide Träumen einzutauchen.
„Ich weiß, dass man mit Meditation dorthin kommen kann", sagt Ludwigs. „Das heißt, desto weniger Störgefühle man am Tag hat, desto mehr ist man wach auch im Schlafen."
Ob Traumyoga letztlich als Hilfsmittel funktioniert oder nicht, ist sehr individuell. Auch die reine Meditation ist ein Weg, um den Zustand des bewussten Träumens zu erreichen.
Die Autor:innen
Fun Facts über Träume
Fun Facts über TräumeWusstest du, ...
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