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Karlsruher Institut für Technologie
ITZ Department für Wissenschafts­kommunikation
Adenauerring 12
76131 Karlsruhe
Deutschland

Medien











Berufung statt Beruf:

Prof. Dr. Petra Drewer über ihren Alltag zwischen Lehre und Forschung

Ein Porträt von Nathalie Large

Mit handschriftlichen To-Do-Listen und Excel-Tabellen organisiert Petra Drewer ihren anspruchsvollen Alltag. Den Überblick behalten steht dabei im Vordergrund, während ihre Arbeit weit mehr als nur ein Beruf ist. Drewer zeigt, wie Disziplin und Leidenschaft helfen, die Herausforderungen des Berufslebens erfolgreich zu meistern.

Es ist ein hektischer Mittag, als Petra Drewer in ihr Büro eilt, in dem das Interview stattfinden soll. Die Finanzplanung des Studiengangs muss dringend geklärt werden. Das Thema flatterte recht kurzfristig auf ihren Schreibtisch und es bleiben nur noch wenige Tage, um das Budget der nächsten Jahre zu planen. Ein gutes Beispiel für die vollgepackten Tage, die Drewers Alltag prägen. Trotz ihrer vielen Aufgaben verlässt das breite Grinsen auch an diesem Tag ihr Gesicht nicht, als sie ihr Büro betritt.

Auf einem Zettel notiert sie sich noch schnell die neusten Aufgaben, die gerade zwischen zwei Terminen bei einem Flurgespräch mit dem Dekan dazugekommen sind. Stress und Zeitmangel scheinen ständige Begleiter in Drewers Leben zu sein. Ihr Kalender ist voll, ihre Arbeitstage sind bis ins kleinste Detail geplant.



Drewers Karriereweg ist so unvorhersehbar wie beeindruckend. Ihre akademische Laufbahn begann unauffällig. Ihr Studium als Diplom-Fachübersetzerin in den Sprachen Deutsch, Englisch, Spanisch und Französisch an der Universität Hildesheim verläuft ohne große Besonderheiten und eine Promotion steht zunächst nicht auf dem Plan, sodass sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität arbeitet. Auf einmal unterrichtete sie Studis, die vorher mit ihr in der Kneipe saßen, erzählt Drewer lachend.

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Doch dann ändert ein Schlüsselmoment plötzlich alles. Ihr späterer Doktorvater Prof. Dr. Jürgen Beneke fragt sie, ob eine Promotion für sie in Frage käme. Das Angebot kommt für sie überraschend, doch Drewer stimmt zu und hat es bis heute nie bereut, sagt die Professorin.

Es macht mir beides Spaß, Lehre und wissenschaftliches Arbeiten.

Durch die Arbeit an der Universität erkennt Drewer schon früh, wo ihre Interessen liegen. Sie macht deutlich: "Es macht mir beides Spaß, Lehre und wissenschaftliches Arbeiten, und das wird sich auch in Zukunft nicht so schnell ändern." Für Drewer steht fest, dass sie auch nach der Promotion weiter an einer Hochschule arbeiten will.



Nach der Promotion bewirbt sich Drewer auf eine Professur an der Hochschule Karlsruhe. Grund für ihre Bewerbung: Die Stelle vereint ihre Schwerpunkte – Technik und Sprache.

Inzwischen arbeitet sie seit 21 Jahren an der Hochschule. Noch heute findet sie ihren Job abwechslungsreich und spannend. Auf die Nachfrage, was sie an der Hochschule hält, antwortet sie mit einem breiten Lächeln im Gesicht: "Ich finds hier schön! Ich habe auch wirklich immer noch das Gefühl, die Kombination gefällt mir gut."

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Neben der Forschung und der Lehre hat Drewer inzwischen das Amt der Studiengangsleiterin und Pro-Dekanin inne. Mit diesen Ämtern kommen neue administrative Aufgaben hinzu. Trotz der großen, fast schon unüberblickbaren Menge an Aufgaben geht Drewer bis heute gerne zur Arbeit, sagt sie. Drewer schätzt besonders an der Stelle, dass sie sich immer wieder neu orientieren kann. Das "Rundum-Paket", das die Hochschule Karlsruhe zu bieten hat, sei für sie genau passend.





In ihrer jetzigen Rolle als Professorin an der Hochschule Karlsruhe hat sich Drewer einen Namen gemacht. Insbesondere im Bereich der Terminologiewissenschaft – ein Thema, das oft unterschätzt wird, aber in der Fachkommunikation unerlässlich ist. Terminologie ist der Fachwortschatz, der für alle wichtig ist, die aus einem Fachgebiet kommen.

Jedes Fachgebiet hat eine eigene Terminologie, die komprimiertes Fachwissen vermittelt. Drewer beschäftigt sich insbesondere aus der Unternehmensperspektive mit Terminologie und betont die Bedeutung einheitlicher Bezeichnungen in der Unternehmenskommunikation. Bezeichnungen wie Produktnamen, Fachausdrücke und Beschreibungen müssen in allen Sprachen konsistent verwendet werden, um ein besseres Verständnis beim Leser hervorzurufen.





Meine Arbeit macht mir einfach Spaß.

Für Drewer hat sich ihr Beruf über die Jahre zunehmend zur Berufung entwickelt. Diese Leidenschaft spiegelt sich auch in ihrer Lehrtätigkeit wider, die ihr besonders am Herzen liegt. "Die Studis geben mir sehr viel," sagt sie und beschreibt, wie sie trotz der hohen administrativen Belastung immer wieder Freude in der Lehre findet. Mit der Berufung kommt auch ein steigendes Arbeitspensum. Dies gibt sie offen zu: "Ich arbeite viel. Das weiß ich. Aber meine Arbeit macht mir einfach Spaß."

Durch die Anforderungen in den Bereichen "Sprache" und "Technik" musste sie bereits in ihrem Studium ihre Aufmerksamkeit auf zwei Bereiche verteilen. Auch heute stellt sie fest, dass sie sich als Perfektionistin damit abfinden muss, Aufgaben aus Gründen des Zeitmangels manchmal zu 90 Prozent zu bearbeiten, auch wenn sie sich 110 Prozent wünschen würde.



Urkunde zum 2. Platz als "Professor des Jahres 2021"

Ihr Engagement in der Lehre hat ihr 2021 den zweiten Platz bei dem von der Unicum Stiftung verliehenen Preis zum "Professor des Jahres" eingebracht, für den Drewer von ihren Studierenden nominiert wurde. Doch das ist bei weitem nicht ihr erster Preis. Schon für ihre Diplomarbeit wurde sie ausgezeichnet, außerdem bekam sie den Preis der Franzke‘schen Stiftung für herausragende interdisziplinäre Dissertationen. Mit ihrer Dissertation gelang es ihr, die erste Promotion an der Universität Hildesheim mit der Auszeichnung "Summa cum laude" seit mehr als 20 Jahren abzuschließen.

Drewer kennt sich also mit Auszeichnungen aus. Die ersten beiden Preise zeichnen ihre fachliche Arbeit aus, so die gebürtige Bielefelderin. Der neuste Preis – "Professor des Jahres" – beleuchtet jedoch eine emotionale Komponente. An diesem Punkt des Interviews erreicht ihr Lächeln einen Hochpunkt. "Das ist mein persönlicher Oscar, das Ding!", sagt sie stolz. Sie bekomme Gänsehaut, wenn sie an den Moment denke, als sie von der Nominierung erfuhr.

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Um ihren vollen Terminkalender zu bewältigen, setzt Drewer auf handschriftliche To-Do-Listen und Excel-Tabellen. Doch selbst diese Hilfsmittel können den Überblick nicht immer gewährleisten, gibt sie zu. Die Vielfalt ihrer Aufgaben, von der Forschung bis zur Lehre, verlangt ein hohes Maß an Organisation.

Wenn ich sterbe, dann steigt keine Seele auf, sondern dann verpufft eine Excel-Tabelle.

Drewer hat sich eine Methode angeeignet, bei der sie trotz der zahlreichen Aufgaben diszipliniert und strukturiert bleibt, auch wenn es ihr nicht immer leichtfällt. So erzählt sie schmunzelnd: "Ich lebe in Excel-Tabellen. Ich denke nur in Spalten und Zeilen. Wenn ich sterbe, dann steigt keine Seele auf, sondern dann verpufft eine Excel-Tabelle."

Es könne auch mal sein, dass sie kurz vor Feierabend noch schnell die angesammelten To-Do-Listen vom Tag ordnen muss. Die Listen helfen ihr, die Aufgaben aus dem Kopf zu bekommen und zu priorisieren.



Drewer mit breitem Grinsen in ihrem Büro

Ihre Arbeitszeit überschreitet oft die regulären 40 Stunden pro Woche, und doch empfindet Drewer dies nicht als Last. "An die spannenden Themen käme ich gar nicht ran, wenn ich nur die reguläre Zeit abarbeiten würde." Und weil ihr die Arbeit an der Hochschule im Bereich der Lehre und Forschung offenbar noch nicht genug ist, arbeitet sie zusätzlich in zahlreichen Gremien mit, die sich mit terminologiewissenschaftlichen Fragen beschäftigen.

Wie sie zu all der Gremienarbeit gekommen ist, weiß Drewer schon gar nicht mehr so genau. Sie ist der Meinung, dass man für die Arbeit in den Gremien in Erwägung gezogen wird, wenn man eine gewisse Professionalität und Expertise mitbringt. Zuerst sei sie beim Deutschen Terminologie-Tag eingestiegen, der Rest sei domino-artig entstanden. Inzwischen ist sie in etlichen Gremien und Verbänden tätig. Drei der Gremien vertritt sie im Vorstand.

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Zeit für Hobbys bleibt da kaum, weil ihre Arbeit oft ihre Freizeit durchzieht. Drewer wertet beispielsweise einen Teil der Gremienarbeit und das Lesen von Thesen am Abend als ihr Hobby, sodass dann auch die Work-Live-Balance stimme, so die vielbeschäftigte Professorin. Auch Wochenendarbeit tue ihr manchmal gut, da sie so Aufgaben, die sie beschäftigen, sofort aus dem Kopf raus bekomme. Nach der Arbeit kocht sie gerne mit ihrem Mann, ein Ritual, das beiden wichtig ist. "Dann wird geschnipselt und erzählt vom Tag", beschreibt Drewer. Obwohl die Zeit für Hobbys oft knapp ist, findet sie im Kochen eine entspannende Tätigkeit, die ihr hilft, den Kopf freizubekommen und neue Energie zu tanken.

Dann wird geschnipselt und erzählt vom Tag.

Petra Drewer im Urlaub auf Fuerteventura im Sommer 2023

Bei all der Arbeit hofft sie, dass ihr Körper ihr rechtzeitig die passenden Signale sendet, wenn es zu viel wird. Ihr Trick: Luft holen und die Arbeit nicht als Zwang ansehen. Durch die Einstellung, ihren Beruf zur Berufung gemacht zu haben, fällt ihr die Arbeit nicht schwer, sagt sie. Sie blühe darin auf und stehe allem mit einem Lächeln gegenüber. Aber auch wenn Drewer ihre Arbeit als Berufung sieht, weiß sie, wie wichtig es ist, sich Auszeiten zu nehmen. "Wenn ich 14 Tage weg bin, bin ich 14 Tage weg", sagt sie bestimmt. 

Wenn ich 14 Tage weg bin, bin ich 14 Tage weg.

Für Drewer sollte ein Beruf mehr sein als nur eine Möglichkeit, den Lebensunterhalt zu verdienen. "Ein Beruf sollte zur Berufung gemacht werden," ist ihr Credo. Sie regt an, die gesellschaftlichen Normen zu überdenken und sich zu fragen, wie man selbst zu seiner Arbeit steht. Arbeit sei Einstellungssache. Wenn man Arbeit als Strafe empfinde, könne es nicht gut werden. Ihrer Meinung nach arbeitet es sich angenehmer, wenn man sich seines Berufs annimmt, sich engagiert und ihn gerne mag.

Es arbeitet sich angenehmer, wenn man sich seinem Beruf annimmt, sich engagiert und ihn gerne mag.

Drewer zeigt eindrucksvoll, wie Disziplin und Leidenschaft als Schlüssel dienen, um die Herausforderungen des Berufslebens erfolgreich zu meistern und dabei den Stress im Zaum zu halten. Apropos Stress: Sie liest direkt nach dem Interview noch die wichtigsten Mails, die in der Zwischenzeit aufgeploppt sind. Dann macht sie mal früher Feierabend, ausnahmsweise. Ihr Mann hat nämlich Geburtstag.











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Impressum und Kontakt

Das Projekt



Dieses Projekt wurde im Sommersemester 2024 im Rahmen einer Lehrveranstaltung des Master-Studiengangs Wissenschaft–Medien–Kommunikation am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) erstellt.



Autorin:

Nathalie Large



Seminarleitung:

Julia Weller



Impressum:

Karlsruher Institut für Technologie

ITZ Department für Wissenschafts­kommunikation

Adenauerring 12

76131 Karlsruhe

Deutschland



V.i.S.d.P.:

Prof. Dr. Annette Leßmöllmann